Investoren und Gemeinde haben sich in Jübar auf ein gemeinsames Konzept für eine Energieregion geeinigt. Sie wollen einen Fonds gründen, dessen Inhalt den Einwohnern direkt zugute kommt. Auch ein Speicherwerk ist geplant.
JÜBAR. Mit Tangeln gibt es schon ein Bioenergiedorf. Folgt jetzt die Energieregion Jübar? Zumindest ist die entsprechende Vision, die Jübars Bürgermeister Carsten Borchert schon während des Wahlkampfs im Herbst skizziert hat, jetzt ein gehöriges Stück in Richtung Wirklichkeit gerückt. „Ich habe ein Treffen mit allen Investoren organisiert, die in unserer Gemeinde die Energiewende herbeiführen wollen“, berichtete er während der Sitzung des Gemeinderates am Donnerstag. Ziel sei gewesen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und eine Energieregion mit verschiedensten Komponenten aufzubauen.
Am Tisch saßen die Firmen, die in Nettgau einen Windpark und in Hanum einen Solarpark aufbauen wollen, der Drebenstedter Windparkbetreiber, der über eine Erweiterung nachdenkt, ein Unternehmen, das zwischen den Dörfern Radwege mit Solaranlagen bauen will, das Nettgauer Sonae Arauco-Werk (ehemals Glunz) als größter Stromabnehmer und die Firma, die sich für die Errichtung eines Energiespeicherwerks bei Nettgau interessiert. Hinzu kommt der Betreiber des geplanten Agri-Solarparks bei Nieps. „Das ist das erste Mal, dass sich Unternehmen, die eigentlich Konkurrenten sind, zusammentun und mit der Gemeinde überlegen, wie sie ihre Projekte so umsetzen können, dass alle etwas davon haben“, meinte Borchert.
So würde das Verfahren durch gemeinsames Handeln für alle schneller vorangehen und bürokratische Hindernisse abgebaut. „Das spart den Firmen Geld“, so der Ortschef. Zudem habe man sich auch auf ein Konzept geeinigt, wie die Bürger direkt von der geplanten Energieregion finanziell profitieren können.
Zwei Ladezyklen vorgesehen
Vorgesehen ist, dass alle beteiligten Firmen einen gemeinsamen Fonds gründen. „In den zahlen sie entsprechend ihrer produzierten Energie eine gewisse Summe ein“, erklärte Carsten Borchert. Aus diesem Topf würde jeder Bürger der Gemeinde jährlich einen Zuschuss für seine Energierechnung erhalten. Das sei unkonventioneller und eine einfachere Lösung, als wenn jede Firma umständlich Extra-Stromtarife entwickelt und anbietet. Wie hoch der Zuschuss ausfallen könnte, darauf wollte sich Borchert nicht festlegen. „Aber wenn fünf oder sechs Firmen den Fonds unterstützen, weiß ich, dass da keine geringe Summe zusammenkommt“, ist sich der Bürgermeister sicher. Vor allem habe jeder Bürger direkt etwas davon, egal wo er vertraglich gebunden sei. „Das wäre meiner Meinung nach deutschlandweit einmalig“, so Borchert.
Herzstück der geplanten Energieregion solle das neue Energiespeicherwerk werden. Dieses könnte bald bei Nettgau entstehen. „Eine Fläche dafür haben wir noch nicht“, erläuterte Rune Nevermann vom Speicherbauer Elbkraftwerke. Sie sollte sich allerdings möglichst nahe am einstigen Glunz-Werk und in bis zu einem Kilometer Entfernung zum dortigen Umspannwerk befinden. „Damit wir dort ans Netz gehen und einspeisen können“, erklärte er.
Für die Batteriespeichersysteme, die in Containern untergebracht sind, brauche man für eine Leistung von 32 Megawatt etwa einen Hektar Fläche. Zwei Ladezyklen sind am Tag geplant. Mittags, wenn der meiste Strom aus Solarund Windkraftanlagen produziert wird, soll der Speicher vollgeladen, abends und in der Nacht, wenn Flaute herrscht, Strom abgegeben werden. „Das kann innerhalb kurzer Zeit erfolgen oder über einen längeren Zeitraum, je nachdem, wie es gebraucht wird“, erklärte Nevermann. Mit dem Energiespeicher wolle man einen Beitrag zur Entlastung der Netze leisten.
Noch stecke das Projekt aber in den Kinderschuhen. „Zunächst muss die Standortfrage geklärt werden, da sind wir mit der Gemeinde im Gespräch“, betonte Nevermann. Bevorzugt werde ein Kauf der Flächen, aber auch eine Pacht über 30 Jahre sei notfalls möglich. Die Lebensdauer der Batteriespeicher betrage derzeit 15 Jahre, so dass nach dieser Zeit ein Austausch erfolgen müsse. Ziel des Investors ist es, das Energiespeicherprojekt im ersten Quartal 2024 offiziell im Jübarer Gemeinderat vorzustellen.
Wissenswertes
An der Energieregion Jübar wollen folgende Unternehmen mitwirken:
22. Train Path GmbH (Start-up-Unternehmen aus Bad Saarow);
Anumar GmbH (SolarenergieUnternehmen aus Ingolstadt, Solarpark Hanum);
Energiequelle GmbH (Windenergie-Unternehmen aus Zossen, Windpark Nettgau);
Lunaco GmbH (Solartechnikfirma aus Berlin, Energiespeicherwerk Nettgau);
Sonae AraucoDeutschland GmbH Nettgau;
wpd onshore GmbH & Co. KG (Betreiber des Windparks Drebenstedt aus Bremen);
Agri-Solar-Projekt Nieps.
Quelle: VON WALTER MOGK – Die Volksstimme empfiehlt vom 09. Dezember 2023 den Artikel Jeder Bürger erhält Energiezuschuss https://epaper.volksstimme.de/volksstimme/share/UEpDRjFJQzhtOGtIdU1aemp5UlhodTU1NEVrQWRwYlBPQm1DaWtQeEo4WGdQd09rRXZ0VEFQdUhQVmRQYWg5Q3FHRHJIalhCQk9OZk9WU29uSG4yZkVMcWNJN3M2ZkZUdnJ6Q3NVbVNEcE9Wd2xJdXlNSGNIVFZ0dW11RHNBND0=?preview=true