VON KAI ZUBER ALTMARKZEITUNG

Tangeln – Normalerweise wünscht sich ein Pilot beim Start einen gleichmäßigen Gegenwind. Jedoch im Falle des Flugplatzes im Beetzendorfer Ortsteil Tangeln verhält es sich durchaus etwas anders: Dort braucht es nämlich derzeit Rückenwind. Derzeit kann in Tangeln der Pilot Stefan Plath mit seinem Ultraleichtflugzeug nicht starten, weil sich die zuständige Behörde wegen Formalien querstellt.

Junior Andreas Plath aus Tangeln ist einer der beiden engagierten Piloten. Seit drei Jahren starten und landen Vater und Sohn auf eigener Piste das Ultraleichtflugzeug. Nun gibt es plötzlich unverständliche Probleme mit der Behörde. Fotos: Kai Zuber ALTMARKZEITUNG

Unter anderem, so hieß es zur Begründung, seien hinter der 490 Meter langen Start- und Landebahn die Bäume zu hoch. „Was drei Jahre lang Recht und Gesetz war, soll nun plötzlich für uns in Tangeln nicht mehr gelten?“, fragt Plath.

Denn: Von Februar 2017 bis Ende 2019 waren der Tangelner Feuerwehrmann und sein Sohn Andreas regelmäßig von der mühsam selbst angelegten Piste aus mit ihrem Luftsportgerät aufgestiegen. Dass das auf dem Areal in Neumühle möglich war, regelt der Paragraf 25 der Luftverkehrsordnung über Ausnahmen des geltenden Flugplatzzwanges. „Drei Jahre lang konnten wir dort starten und landen und auf einmal sollte seitens der Oberen Luftfahrt-Behörde eine einmal genehmigte Sache wieder rückgängig gemacht werden“, erklärte Plath Innenminister Holger Stahlknecht bei dessen Besuch in Jübar. Für seinen Kampf um Start- und Landerechte bekam Stefan Plath Rückenwind vom Innenminister und seinem persönlichen Referenten Mathias Stempor.

Starten und Landen für eine gute, gemeinnützige Sache

Außerdem setzte sich CDU-Landtagsmitglied und Jübars Bürgermeister Carsten Borchert für das Anliegen der Piloten aus Tangeln ein: „Stefan und Andreas Plath fliegen in der Region gemeinnützig für die Feuerwehr und den Katastrophenschutz. Solche Einsätze für den Ernstfall aus der Luft sind bereits mit der Einsatzleitung geübt worden“, so Borchert.

Alle Argumente auf dem Tisch: Pilot und Feuerwehrmann Stefan Plath im Gespräch mit dem Referenten aus dem Innenministerium, Mathias Stempor, und Ronny Runge. Fotos: Kai Zuber ALTMARKZEITUNG

Die Schlagworte „Feuerwehr“ und „Katastrophenschutz“ wirkten auch bei Stahlknecht und Stempor und beide versprachen, sich in der Angelegenheit zu kümmern. Gemeinnützigkeit mit ihrer Fliegerei samt Empfehlungsschreiben liegen in Tangeln bereits seitens des Naturschutzbundes NABU, des Altmarkkreises sowie der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf vor. Bis die Angelegenheit geklärt ist, startet Stefan Plath vorübergehend vom öffentlichen Flugplatz Kunrau-Jahrstedt aus. Sein Sohn Andreas weilt derzeit in Kanada, wo er weiter an seinem fliegerischen Können feilt.

Das Problem: Von Neumühle bis nach Jahrstedt sind es mindestens 20 Minuten mit dem Auto. Einsätze für die Feuerwehr-Luftaufklärung und den örtlichen Katastrophenschutz sind damit nicht so einfach und so schnell möglich wie vorher von der eigenen Piste gleich hinter dem Haus in Neumühle. Das sah auch Stahlknecht ein. Denn: Während der dreijährigen Flugphase dort hatte Familie Plath sowohl in die Start- und Landebahn sowie den eigenen Flugzeug-Hangar investiert. Binnen weniger Minuten konnte er im Einsatzfall von hier aus in die Luft gehen.

Fliegerisches Können der beiden Piloten ist nachgewiesen

Paradox: Die Behörde bescheinigte den beiden passionierten und erfahrenen Piloten genügend fliegerisches Können, um ihr Ultraleichtflugzeug ohne Probleme und absolut sicher zu starten und zu landen. „Und plötzlich nach drei Jahren sollen angeblich Bäume im Weg sein“, wundert sich Stefan Plath.

Das Beantragen der Ausnahmegenehmigung nach Paragraf 25 ist zeitlich befristet und muss regelmäßig neu beantragt (verlängert) werden. Doch der langjährige Sachbearbeiter der zuständigen Luftfahrt-Behörde war in den Ruhestand gegangen, sodass es in der Folge zu Abstimmungsproblemen kam. Nach Informationen der AZ darf die Behörde die Verlängerung der Genehmigung nur versagen, sofern es objektive Gründe dafür gibt. „Das ist aber nicht der Fall. Gründe wurden erfunden und uns dann in Salamitaktik präsentiert“, argumentiert Stefan Plath. Das öffentliche Interesse sei durch die Verbandsgemeinde-Wehrleitung, den Katastrophenschutz den Altmarkkreis, den NABU, die Verbandsgemeinde und den Kreissportbund nachgewiesen. Entsprechende Scheiben liegen vor.

Luftaufklärung bei Bränden schon geübt

Bei einem Feuer in Vitzke zum Beispiel wurde die Mitwirkung der Ultraleicht-Flieger aus der Luft geübt und erfolgreich unter Beweis gestellt, hieß es. Außerdem wurden 13 große Eichen an der Start- und Landepiste gefällt, um die Fliegerei dort sicherer zu machen.

Nach den Gesprächen mit dem Innenminister ist Stefan Plath zuversichtlich, dass sich in der Angelegenheit etwas tut. „Bis dahin fliegen wir nach wie vor nur vorübergehend von Jahrstedt aus. Auch Rundflüge sind dort möglich“, äußerte sich Plath optimistisch. „Für die Feuerwehr und den Katastrophenschutz ist das Operieren von Tangeln aus aber von entscheidender Bedeutung“, machte CDU-Landtagsabgeordneter Carsten Borchert deutlich.

Landtagsabgeordneter Carsten Borchert übergibt der Vorsitzenden des Petitionsausschusses des Landtags von Sachsen-Anhalt, Christina Buchheim eine Petition zum Fall Stefan Plath. Foto: Privat
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