Jübar l „Mein Hobby ist die Kommunalpolitik“: Das sprudelt geradezu aus Carsten Borchert heraus. Schließlich ist er seit 22 Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister einer eigenständigen Gemeinde. In diese Aufgabe ist er vor gut zwei Jahrzehnten „reingeworfen“ worden. „Wir haben 1991 in Jübar den ersten Tennisverein im Altmarkkreis nach der Wende gegründet. Jeder kann dort Sport treiben, auch die Schüler“, erzählt der gebürtige Riebauer, der in der Anfangszeit den Vorsitz übernommen hatte. Wohl deshalb sei er gefragt worden, ob der für das Ehrenamt kandidieren wolle.

Der damals 32-Jährige wollte – und wurde gewählt. „Als neuer Bürgermeister habe ich mit neun neuen Ratsmitgliedern und einem Schuldenberg von 800  000 D-Mark begonnen“, blickt er zurück. Heute habe die Gemeinde eine Rücklage von einer Million Euro. Und es sei einiges erreicht worden: beispielsweise die mehrfache erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ – im Jahr 2008 gab es die Silbermedaille beim Bundeswettbewerb – und der Neubau einer Sporthalle, die über einen privaten Investor finanziert wurde.

Sportstätten sind dem Beetzendorfer Grundschulleiter, der 20 Jahre im Salzwedeler Perver zu Hause war, sehr wichtig. Denn Sport, so sagt er, sei seine zweite Leidenschaft. Als Sechsjähriger hat er bei Motor Salzwedel angefangen, Fußball zu spielen. „Klaus Hilgenfeld und Werner Raasch hatten mich unter ihren Fittichen“, erinnert sich Carsten Borchert. Er sei Libero gewesen. Im Tor, so fügt er schmunzelnd hinzu, habe Michael Ziche gestanden, der heutige Landrat des Altmarkkreises. „Aber auch der Radsport hatte es mir angetan. Da habe ich bei Peter Rechenberg trainiert.“ Heute versucht der 53-Jährige, mehrfach in der Woche Rad zu fahren und zu laufen. Das sei für ihn wichtig, „um runterzukommen“.

Beim Volkstriathlon dabei

„Unregelmäßig regelmäßig“ nimmt er auch am Volkstriathlon teil. 600 Meter schwimmen, 26 Kilometer radeln und 7 Kilometer laufen. In Arendsee („der Start von der Queen ist richtig prima“) und Wolfsburg habe er schon teilgenommen. „Nach der Betätigung bin ich fit“, sagt er und nennt als weiteren Motivator seine Familie, die ihm sehr wichtig sei. Im Laufe der Jahre habe er die Seiten gewechselt: vom „Vollblutsportler“ zum „Vollblut-Sportorganisator“, merkt er an. Wenn es nach ihm ginge, dürfte der Sport in einer Gemeinde nicht nur freiwillige Aufgabe sein, sondern Pflicht. Schließlich trage das zum Wohlbefinden und Wohlfühlen bei.

„Im Urlaub bin ich gern am Strand. Aber nur am Wasser liegen, das ist nicht mein Ding. Ich spiele oft Volleyball“, erzählt Carsten Borchert. Aber auch die Berge hätten es ihm angetan, das Skifahren im Winter, das Laufen von Berghütte zu Berghütte in den schneefreien Monaten. Zum Lesen fehle ihm oft die Zeit. „Ich bin schon froh, wenn ich die Tageszeitung schaffe“, sagt er. Doch es gebe ein Lieblingsbuch, das ihn immer wieder fessele: „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas. „Beim Lesen kann man wunderbar merken, wie schnell man durch Intrigen in eine andere Lebenssituation geraten kann“, erklärt der 53-Jährige, während die Blicke durch den Garten streifen. Apropos Landwirtschaft: Er habe Kühe gemolken, gleich nach dem Studium in Tuchheim. „Da habe ich mir etwas Geld zuverdient“, erzählt er.

Einen Fehler gibt der Jübarer augenzwinkernd zu: „Mein Handy ist selten aus.“ Die Leute seien es gewohnt, dass er erreichbar sei. „Die Eltern der künftigen Erstklässler erhalten meine Telefonnummer“, sagt er und fügt hinzu: „Ausgenutzt wurde es noch nicht.“