Bromer und Wendischbromer erinnern sich – Vom Rand ins Rampenlicht

Mit der Wende 1989/90 wandelte sich Wendischbrome vom streng bewachten Randgebiet der DDR zu einem attraktiven Ort mitten im Rampenlicht. Viele Pendler fahren auf dem Weg zum Wolfsburger VW-Werk um das kleine Grenzdorf einfach herum – wenn sie durch das enge niedersächsische Brome müssen.

Wendischbrome – Vor fünf Jahren bekam der kleine Jübarer Ortsteil Wendischbrome beim Finale des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ den Sonderpreise für herausragende Leistungen in Teilgebieten des Wettbewerbs. So erstritt sich das Dorf den Sonderpreis wegen der „Verdienste zur Vitalisierung des Ortes“, wie es hieß. Einen Scheck über 1000 Euro nahm Bürgermeister Carsten Borchert damals entgegen. Am kommenden Sonntag wollte der Ort mit den Nachbarn in Niedersachsen 30 Jahre Mauerfall zwischen Wendischbrome und Brome feiern. Allerdings wurde diese Veranstaltung aufgrund der aktuellen Corona-Lage abgesagt, wie Jübars Bürgermeister Carsten Borchert gestern Abend informierte.

Trister Ort

Rückblick: Mit der Wende 1989/90 wandelte sich der Ort vom streng bewachten Randgebiet der DDR zu einem attraktiven Dorf mitten im Rampenlicht. Der kleine Jübarer Ortsteil besticht durch einen ganz besonderen Charme. Pferde und ländliche Idylle prägen ihn. „Kurz nach der Wende 1990 glaubten viele, dass Wendischbrome zugemacht worden wäre, so trist war der Ort“, beschreiben Einwohner die Anfänge kurz nach dem Mauerfall. „Wir geben dem Dorf noch ein bis zwei Jahre“, sagten in Brome sogar böse Zungen. Heute ist in Wendischbrome üppiges Leben eingekehrt: Rund 100 Einwohner hat der Ort. Es gibt etwa 20 Kinder und fast doppelt so viel Pferde. Hufgetrappel ist, ebenso wie im nahen Hanum allerorts zu hören.

Neu gebaut

„Viele Einwohner haben mit Zuversicht neu gebaut, viele kamen zurück und sanierten ihre Bauernhöfe“, erklärt Bürgermeister Carsten Borchert. Zahlreiche Wendischbromer sind passionierte Pferdezüchter. Doch wie kam die Wende? Mit einer großen Girlande über dem neuen Straßenübergang wurden die Bromer am 10. März 1990 in Wendischbrome willkommen geheißen. Unweit davon stand die DDR-Grenzsäule und der Wachturm. Die alte Ohrebrücke lag direkt hinter der Grenzmauer und war für Ossis bis 1990 unerreichbar. Der Wachturm wurde 1990 umgestürzt und abgerissen. Genau am 10. März jährte sich zum 30. Mal der Jahrestag der Grenzöffnung zwischen dem Jübarer Ortsteil Wendischbrome und dem Ort Brome.

Als Jübars Pastor Hartmut Förster 1967 seinen Dienst antrat und Beerdigungen in Wendischbrome anstanden, läuteten im Westen die Kirchenglocken und einige Niedersachsen versammelten sich am Schlagbaum, um zum nahen Friedhof schauen zu können, erinnert sich der pensionierte Geistliche heute. Dann gab es Stimmen zu tiefsten DDR-Zeiten, die vom kompletten Abriss Wendischbromes sprachen. Zum Glück kam es bekanntlich ganz anders. In der heutigen Zeit ist das Gebiet um die Ohreaue ein idyllisches Naturschutzgebiet mit einer attraktiven Beobachtungs- und Aussichtsplattform sowie beschaulichen Rad-, Reit- und Wanderwegen.

VON KAI ZUBER  ALTMARKZEITUNG

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