Siedenlangenbeck l Er sehe keine Konflikte zwischen konventionellen und Bio-Betrieben. Beide Bewirtschaftsformen hätten ihre Berechtigung, erklärte der Ministerpräsident in Siedenlangenbeck. Dort stellte er sich Fragen von Landwirten aus der Region. Er warb dafür, der grünen Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert „eine Chance zu geben“. Mit den Grünen sei eine neue Philosophie in die Landesregierung gekommen. In der Landwirtschaftspolitik sei aber vieles durch Bundes- oder EU-Normen gesetzt. Das Standbein der Nahrungsproduktion im Land sei nach wie vor die konventionelle Landwirtschaft mit ihren unterschiedlichen Betriebsgrößen und -strukturen, betonte Haseloff. Eine Umorientierung der Landwirtschaft gebe es aus seiner Sicht nicht.

Zuvor hatte Annegret Jacobs, Geschäftsführerin des Kreis-Bauernverbandes, angesprochen, was seit dem Start der Kenia-Koalition vielfach in Gesprächsrunden von Landwirten oder beim Bauerntag im März laut geworden ist: „Die gefühlte Tendenz geht dahin, dass die Ministerin die grüne Blickrichtung überdreht und es für uns keine Wertschätzung mehr gibt.“ Sie bat Haseloff, mit Dalbert darüber zu sprechen.

Zur jetzigen „Koalition der Mitte“ aus CDU, Grünen und SPD habe es nach der Landtagswahl 2016 keine Alternative gegeben, sagte Haseloff. Es bleibe, dass Beste daraus zu machen. Eine neue Landesregierung setze neue Akzente. Dass sich die Proportionen hin zum ökologischen Landbau veränderten, habe auch mit dem Konsumentenverhalten zu tun. „Nur das, was sich vermarkten lässt, hat Bestand“, argumentiert er und garantierte „eine faire Begleitung aller Rechtsformen“.

Bei einem Betriebsrundgang auf dem Gelände der gastgebenden Agrargesellschaft Siedenlangenbeck ging es um die Folgen der Milchpreiskrise. Die teilnehmenden Landwirte verdeutlichten die Folgen wie beispielsweise ein Investitionsstau in vielen Betrieben, der auch mit dem aktuell leicht gestiegenen Erlös aus der Milch nicht aufzulösen ist.

Regionalität

Weitere Themen waren Regionalität und ökologisch sinnvolle Kreisläufe. Der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft, Christian Schmidt, forderte, die Herkunftssicherheit von Lebensmitteln mit eigenen Marken aus Sachsen-Anhalt deutlicher für die Verbraucher darzustellen

Raimund Punke, Vorsitzender des Kreis-Bauernverbandes, sprach das Thema Wolf an. Präventionsmaßnahmen und Schadensausgleich seien auf lange Sicht keine Lösung. Haseloff verwies auf den Rechtsrahmen. Eine Regulierung des Bestandes ab einer bestimmten Populationsgröße schloss er aber nicht aus.

Am Vormittag hatte sich Haseloff mit Landwirten und Vertretern von Branchen wie Pharmaindustrie, Landtechnik oder Düngemittelherstellern in Kassuhn getroffen. Ziel sei, sich ein umfassendes Bild vom ländlichen Raum zu verschaffen, der intensiv mit der Landwirtschaft und den nachgeordneten Bereichen vernetzt sei. Die Tour durch den Altmarkkreis hatte der Landtagsabgeordnete Carsten Borchert (CDU) organisiert.