Landtagsabgeordneter Carsten Borchert (v.r.) und Sachsen-Anhalts Sportminister Holger Stahlknecht sagten zusammen mit Landrat Michael Ziche den Salzwedelern Hilfe beim Werner-Seelenbinder-Stadion zu. Nur der Stadtrat muss sich endlich einmal entscheiden. (Foto: Holger Benecke – Altmarkzeitung)

Quelle: Altmarkzeitung von Holger Benecke

Salzwedel. „Ein Kunstrasenplatz kostet rund eine halbe Million Euro. Das Land könnte mit 50, maximal 60 Prozent fördern – die Stadt Salzwedel müsste dann 200 000 bis 250 000 Euro bereitstellen.

Sachsen-Anhalts Sportminister Holger Stahlknecht (CDU) sprach gestern im Werner-Seelenbinder-Stadion Klartext. Und den erwartet er auch von anderen – insbesondere vom Salzwedeler Stadtrat. Denn so lange dieser sich nicht zum Stadion und dem Bereitstellen des Eigenanteils positioniert, passiert gar nichts. Darin war sich der Minister auch mit allen einig.

Kreissportbund-Chef Lutz Franke, Hendrik Stiller vom SV Eintracht, der für diesen Termin extra seinen Urlaub unterbrochen hatte, Uwe Binde von ESV Lok, Landrat Michael Ziche und sein Sportdezernent Eckhard Gnodtke waren dabei. Mit Peter Fernitz (CDU), Wolfgang Kappler und Arne Beckmann (beide Salzwedel-Land) waren nur drei von insgesamt 36 eingeladenen Stadträten vor Ort. Olaf Meining vertrat als Vize-Bürgermeister und Kämmerer die Stadt Salzwedel.

CDU-Landtagsabgeordneter Carsten Borchert hatte das Treffen organisiert, weil die Sportler ihn um Hilfe gebeten hatten. Das Problem schilderte gleich zu Beginn Seelenbinder-Platzwart Peter Rolapp. Der hatte vor elf Jahren fünf Jugend- und drei Herrenmannschaften auf seinen Plätzen. Inzwischen sind es 15 Jugend- und zwei Herren-Mannschaften. Dazu kommt der Spielbetrieb, Mannschaften von Sportvereinen aus dem Stadtumland, zahlreiche Veranstaltungen wie unlängst die Norddeutschen Frisbee-Meisterschaften und der Schulsport. Entsprechend sieht der Seelenbinder-Rasen auch aus.

Kunstrasen könnte viele Probleme lösen. Vertreter der Salzwedeler Kraiburg Relastec, die bereits einen Kunstrasenplatz im Stadion angelegt hatten, erläuterten die Vorteile: „Kein Sprengen, kein Rasenmähen mehr, nur ab und an kämmen.“

Sportminister Stahlknecht blieb bei seiner Zusage, wenn der Stadtrat entsprechend agiere und der Kreissportbund das Seelenbinder-Stadion als „wichtigstes Projekt“ einstufe. Er bot weiterhin an, das Vorhaben auf zwei Jahre aufzuteilen. Bis 2021 könne er planungssichere Zusagen machen. In dem entsprechenden Topf würden sich für diesen Zeitraum 1,628 Milliarden Euro befinden. Nun liege es nur noch am Stadtrat.

Und aus dessen Dreierreihe wehte dem Minister trotz seines Angebotes scharfer Wind entgegen. „Wir haben nicht mal Geld für unsere Pflichtaufgaben. Hier müssen 90 bis 100 Prozent Fördermittel fließen“, forderte Wolfgang Kappler. Und legte nach: „Wir haben schon unseren Stadtwald verkauft. Will man uns jetzt auch sagen, dass wir das Seniorenzentrum Vita verkaufen müssen?“ KSB-Chef Lutz Franke fuhr Kappler in die Parade: „Von vornherein zu sagen, wir haben kein Geld und müssen alles verkaufen, geht nicht.“

Peter Fernitz kritisierte, dass in Sachen Seelenbinder-Stadion seit Jahren keine Entscheidung gefällt worden ist. „Wir können nicht warten, bis ringsum alles zusammenfällt, um dann zu schauen, was zu machen ist“, forderte er trotz der finanziellen Lage der Stadt zum Handeln auf. Dazu riet auch Stahlknecht rückblickend: „Es gibt Gemeinden, die sind schuldenfrei, es gibt Gemeinden, die sind verschuldet und es gibt Salzwedel, wo eine Bürgermeisterin gelegentlich Fachkompetenz durch Fröhlichkeit ersetzt hat.“

Eintrachtler Hendrik Stiller erinnerte daran, dass seit 2007 um das Stadion geredet und vor Jahren ein recht teures Sportstättenkonzept aufgestellt worden war, das sogar zwei Kunstrasenplätze für Salzwedel empfahl. „Was fehlt, ist ein Stadtratsbeschluss – ja oder nein. Wir müssen nicht über die Zukunft reden, sondern die Zukunft angehen“, forderte er. Das unterstrich auch der Sportminister: „Lieber die unbarmherzige Wahrheit als eine barmherzige Lüge.“ Landtagsabgeordneter Carsten Borchert gab die Richtung vor: „Nun liegt es in der Hand der Kommunalpolitiker – wir werden tun, was wir können.“

Von Holger Benecke

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